Über 1000 km in zwei Tagen: Ein Chemnitzer radelt von Rügen bis zum Fichtelberg

Hagen Schanze hat innerhalb von zwei Tagen Ostdeutschland mit dem Fahrrad durchquert. Dabei kam er fast ohne Schlaf aus. Wie ihn seine Liebe zum Radsport antreibt.

Hagen Schanze hat einen Jetlag. So ganz erholt habe er sich noch nicht, erzählt er. „Da ist schon noch ein großes Schlafdefizit, ich wache morgens früh auf und nachmittags kommt dann das Tief“, sagt der Chemnitzer.

Doch was man normalerweise als Nachwehen von weiten Flugreisen kennt, hat bei Schanze eine andere Ursache. Der 55-Jährige ist vor rund zwei Wochen von Rügen bis zum Fichtelberg gereist, einmal durch Ostdeutschland. Und zwar auf dem Fahrrad. Fast ohne Pause.

Halluzinationen durch Schlafmangel

Etwas mehr als 50 Stunden hat er dafür gebraucht, zwei Tage und zwei Nächte. Schanze ist beim „Race Across East Germany“ mitgefahren, ein Radrennen von der Ostsee bis ins Erzgebirge. Der Weg führt dabei durch alle neuen Bundesländer. Ihre Kräfte teilen sich die Fahrer selbst ein.

Erholsamer Schlaf? Nicht für die, die vorne mitfahren wollen. Schanze fährt die Nächte fast komplett durch. Er macht zwei Powernaps, schläft in der ersten Nacht 20 Minuten lang. In der zweiten Nacht beginnt er vor Schlafmangel zu halluzinieren.

Stärkung nach vollbrachter Leistung: Hagen Schanze und sein Team im Ziel auf dem Fichtelberg.
Copyright: Marie Ceres Dornbusch

Sein Team passt auf ihn auf

„Das war krass“, sagt Schanze. „Ich habe auf einmal Leute am Straßenrand gesehen, die aber natürlich gar nicht da waren.“ Sein Team, zwei Freunde und seine Lebensgefährtin, bewegt ihn zu einer Pause. Er legt sich hin im Van der Gruppe, die ihn die ganze Fahrt über begleitet. In dieser zweiten Nacht schläft er für 30 Minuten.

Das Grundsätzliche ist, dass man einfach Spaß daran hat, sich zu bewegen. Ganz egal, ob jemand 20, 200 oder 500 Kilometer fährt, das ist jeden Respekt wert. Hagen Schanze

Am folgenden Mittag kommt Schanze als Dritter ins Ziel auf dem Fichtelberg. Rund 1150 Kilometer liegen nun hinter ihm. Ein bisschen verrückt müsse man dafür wohl sein, gibt er zu. „Das Radfahren ist schon etwas, was mich antreibt“, sagt Schanze. Auch wenn ein solches Rennen ihm körperlich wie mental alles abverlange: „Ich mache das, weil ich das machen will. Das ist intrinsisch.“

Radsport als perfekter Ausgleich zum Job

Das Fahrradfahren sei für ihn der perfekte Ausgleich zum Bürojob, sagt Schanze, der in Chemnitz ein Reisebüro leitet. Den Radsport macht er seit fast 40 Jahren. Früher fuhr er kürzere Rennen. „Das hat mir irgendwann aber nichts mehr gegeben“, sagt er. Mittlerweile hat er sich auf lange Strecken spezialisiert.

„Im Jahr komme ich auf etwa 20.000 Kilometer“, sagt Schanze. Er fahre mehr Fahrrad als Auto. Übrigens auch zur Arbeit. Eigentlich wäre der Weg von seinem Zuhause bis zum Büro sieben Kilometer lang. Er fahre aber „immer ein paar Schleifen mehr.“ Statt auf 14 Kilometer komme er so auf etwa 50 Kilometer – jeden Tag.

Zusätzlich fährt er in seiner Freizeit, unter anderem jeden Mittwoch, mit einer Gruppe von bis zu 70 Leuten. „Wir haben mittlerweile eine wunderbare Community in Chemnitz“, sagt er. Dabei müssen es nicht immer die ganz großen Distanzen sein.

„Das Grundsätzliche ist, dass man einfach Spaß daran hat, sich zu bewegen“, so Schanze. „Ganz egal, ob jemand 20, 200 oder 500 Kilometer fährt, das ist jeden Respekt wert.“

Artikel von: Julian Hölscher, SZ

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