Mehr Touren für Kinder beim SZ-Fahrradfest

Das 23. Fahrradfest hat erstmals zwei Kindertouren. Für gut Trainierte geht es ins Gebirge. Heute startet der Vorverkauf.

Zwischen dem Butterbrotpapier und den bunten Cornflakes liegt ein kleiner Schokobär in Goldfolie. Die Mama hat ihn für Alexandra Böhm eingepackt: ein kleiner Glücksbringer. Die Zehnjährige sitzt im Gras im Gorbitzer Verkehrsgarten. Sie wippt nach vorne und hinten, schaut verstohlen nach rechts und nach links. „Wir sind heute alle ganz aufgeregt vor der Radfahrprüfung“, sagt sie.

Im Hintergrund fahren Alexandras Mitschüler auf den Fahrrädern über die Straße im Verkehrsgarten in Gorbitz. Einige sind wackelig unterwegs, andere recken selbstsicher den Arm nach rechts oder links, um zu zeigen, dass sie abbiegen möchten. Die Hälfte der Klasse der 37. Grundschule in Dresden fährt gerade seine letzten Übungsrunden. Dreimal schon hat die Klasse den Fahrradunterricht hier im Verkehrsgarten mitgemacht. Beim letzten Mal lernten die Schüler das Linksabbiegen.

Das „ist aber ganz leicht“, wiegelt Alexandra mit einer Handbewegung ab. Auch sie konnte gerade noch einmal ein paar Runden drehen, ein bisschen üben, bevor es ernst wird. „Ich habe einmal vergessen, das Handzeichen zu geben, aber die Polizistin hat es zum Glück nicht gesehen“, erzählt sie mit einem Blick auf Polizeihauptmeisterin Constanze Thonig, die die jungen Radfahrer mit Argusaugen beobachtet. Diese ist sich sicher: Durch die schulische Radfahrausbildung passieren weniger Unfälle, mehr Kinder setzen zum Radeln einen Helm auf.

Polizistin Constanze Thonig prüft die Viertklässler: Wissen die Kinder, wie sie sich im Verkehr verhalten müssen? Die Prüfung erfordert höchste Konzentration.
Polizistin Constanze Thonig prüft die Viertklässler: Wissen die Kinder, wie sie sich im Verkehr verhalten müssen? Die Prüfung erfordert höchste Konzentration.

Vorfahrtsstraßenschilder, Baustellenzeichen, Stoppschilder, ein kompliziert verlaufender Radweg. Viel müssen die Kinder beachten, wenn sie ihre Routen abfahren. „Man muss sich ganz schön konzentrieren“, findet Alexandra.

Oft fährt das Mädchen mit seiner Familie über den Elberadweg. Am Liebsten mag Alexandra die Stellen, wo sie schnell fahren kann: „So richtig rasen, wenn die Haare im Wind wehen, das macht Spaß.“ Deswegen hört sie auch gespannt zu, als sie vom SZ-Fahrradfest erfährt, das am 1. Juli stattfinden wird. Teilgenommen hat sie noch nie – aber ein paar ihrer Klassenkameraden schon. Auch in diesem Jahr laufen einige der Routen wieder an der Elbe entlang. Dabei gibt es nun mehr Touren für die jüngsten Teilnehmer.

Sieben Strecken wird es in diesem Jahr geben. Alle Teilnehmer starten am Altmarkt. Die fittesten von ihnen können sich auf der 110 Kilometer langen „Die-Fahrrad-Kette-Tour“ austoben. Fast 1500 Höhenmeter gilt es dabei zu überwinden. Über Liebstadt, 15 km südwestlich von Pirna, geht es ins erzgebirgische Altenberg. Der steile Anstieg wird durch schöne Aussichten belohnt, dann folgt eine kurvige Abfahrt. Zurück geht es durch das Naturschutzgebiet nach Falkenhain und über Dippoldiswalde bis zur Talsperre Malter.

Immer noch sportlich geht es bei der Radtourenfahrt 2 zu, denn auch bei dieser Route müssen 90 Kilometer Strecke und fast 1000 Höhenmeter überwunden werden. Anspruchsvoll ist dabei zum Beispiel der Anstieg über Glashütte bis nach Falkenhain. Die Radtourenfahrten 3 und 4 können auch mit der Familie gemeistert werden. Zwei Anstiege, insgesamt etwa 500 Höhenmeter und eine Strecke von 65 Kilometern über Heidenau und durch das Müglitztal bis nach Hausdorf erwarten die Radler auf der Tour 3. Bei der vierten Tourenfahrt geht es in Richtung Dresdner Westen nach Radebeul. Einen Anstieg gibt es auf dem Weg nach Rennersdorf am Stausee Oberwartha. In Oberhermsdorf ist der höchste Punkt der Tour erreicht, dann geht es zurück nach Dresden. Wer diese Tour meistert, kann eine stolze Strecke von 50 Kilometern vorweisen.

Wem das alles zu hoch und zu weit ist, der muss sich nicht abschrecken lassen. Denn auch eine weitere schöne Tour, die „AOK Plus-Tour“, gibt es wieder beim Fahrradfest. Nur 60 Höhenmeter müssen dabei bezwungen werden, 35 Kilometer ist der Weg lang. Hier geht es vorbei an malerischen Weinbergen nach Radebeul. Für Teilnehmer, die es lieber noch gemütlicher mögen oder auch die kleinen Familienmitglieder auf eigenen Pedalen dabeihaben möchten, kommt auch die Vonovia-Tour (15 Kilometer) in Frage. Die Strecke verläuft überwiegend flach, Ordnungskräfte und die Polizei sichern die Tour. Es geht nach Pieschen und über die Carolabrücke zurück zum Altmarkt. Eltern und Großeltern sind natürlich willkommen, aber auch für die Kleinsten gibt es eine eigene Strecke: Die fünf Kilometer lange Pomolino-Tour steht unter dem Motto „sichere Tour für die Minis“. Über den Pirnaischen Platz geht es zur Synagoge und zum DDV-Stadion. Anschließend warten eine Medaille und buntes Programm auf dem Altmarkt.

Ob Alexandra Böhm beim Fahrradfest mitmachen wird, das weiß sie zwar noch nicht. Sorgen machen müssten sich ihre Eltern aber nicht: Die Schülerin fährt sicher, sie hat die Radfahrprüfung bestanden. Sie wird ihren Fahrradpass bekommen. Als Alexandra das erfährt, schlägt sie freudig die Hände vor dem Mund zusammen und hüpft in die Höhe.

Text: Theresa Hellwig / Foto: Robert Michael


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