Das Rathaus entwickelt ein Konzept, wie die Stadt fahrradfreundlicher werden kann. Aber gibt es überhaupt Geld dafür?

Rumpelndes Kopfsteinpflaster, verbogene Felgen und keine separaten Fahrstreifen sind an vielen Stellen in der Stadt des Radlers Frust. Dabei ist Dresden seit Jahren auf dem Weg zur Fahrradmetropole. Laut Rathaus lag der Radanteil am Verkehr im Jahr 2014 bei 17 Prozent und damit dreimal so hoch wie noch Anfang der 1990er-Jahre. Die Infrastruktur kann damit nicht mithalten. Die Stadt will gegensteuern und mehr Radwege neu bauen sowie bereits existierende sanieren.

Radverkehrskonzept nimmt die gesamte Stadt in den Blick

Es soll die Blaupause für die künftige Planung im Stadtgebiet werden: das Radverkehrskonzept. Das gibt es bisher nur im Zentrum mit ausgewiesenen Haupt- und Nebenrouten. Angekündigt für Ende 2014, soll das gesamtstädtische Konzept nun bis Jahresende fertig sein, sagt Doris Oser, Referentin des Baubürgermeisters. Rund 70 000 Euro kostet die Analyse. Darin werden stark frequentierte Strecken und Lücken im Wegenetz identifiziert. Wo kommen die Radler her und wo fahren sie hin?

Vor allem Bahnhöfe und Einkaufszentren sind die Ziele. Eine Prioritätenliste über die am dringendsten nötigen Projekte soll ebenfalls Teil des Konzepts werden. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Dresden (ADFC) arbeitet daran mit. „Wir sehen es positiv, dass ein Radverkehrskonzept entwickelt wird“, sagt Vorstand Nils Larsen. „Es sollte aber umgesetzt werden und nicht in der Schublade verschwinden.“ Unklar sei, woher Geld für neue Radwege kommen soll. „Das kann man nicht aus dem Haushalt nehmen, dort ist zu wenig drin“, sagt Larsen. Auch die vom Stadtrat beschlossene Erhöhung des Radbudgets von rund einer auf drei Millionen Euro im Doppelhaushalt 2015/16 reicht dafür nicht aus. Dennoch plant die Stadt neue Radwege.

20. SZ-Fahrradfest Radverkehrskonzept

Neue Radwege sollen ab 2016 gebaut werden

Die bislang fast durchgängig zweispurig ausgebaute Parkstraße an der Bürgerwiese soll saniert und mit einem durchgehenden Fahrradstreifen versehen werden. Für den Autoverkehr bleibt eine Spur übrig. Baubeginn ist laut Rathaus voraussichtlich Mitte 2016. Rund 1,2 Millionen Euro kostet der Ausbau. Auch der Rad- und Gehweg am Käthe-Kollwitz-Ufer wird im nächsten Jahr zwischen Goetheallee und Fetscherstraße für rund 215000 Euro erneuert. Auf der Charlottenstraße, Kohlenstraße, Bremer Straße, Waltherstraße, Magdeburger Straße, Hamburger Straße und Bremer Straße sind Schutzstreifen geplant, bei denen die Radspur mit einer gestrichelten Linie markiert wird. Es werde noch untersucht, ob sich die Straßen für solche Streifen eignen, sagt Rathausreferentin Oser. Der Körnerweg wird auf 80 Metern Länge saniert. Hier soll Sandstein das marode Kopfsteinpflaster ersetzen. Baubeginn: Anfang 2016.

Borsbergstraße ist Vorbild für moderne Fahrradstreifen

Mussten Radler bis vor Kurzem wegen des miesen Zustands einen großen Bogen um Borsbergstraße und Schandauer Straße machen, gelten diese nach der Sanierung inzwischen als Fahrradautobahn in den Dresdner Osten. Ähnlich fahrradfreundlich wurden unter anderem die Dohnaer Straße, der Zellesche Weg, ein Teil der Winterbergstraße und die Altenberger Straße ausgebaut. Auf der Rennplatz- und der Zwinglistraße wurden neue Schutzstreifen markiert. Das Manko: Radwege sind bislang eher ein Abfallprodukt bei Fahrbahnsanierungen. „Weil das Geld knapp ist, tut die Stadt nur dort etwas für den Radverkehr, wo gerade Straßen, Gleise oder Versorgungsleitungen erneuert werden“, sagt ADFC-Vorstand Larsen.

Kommentar von Tobias Wolf (SZ, 17.6.2015)


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