Ein Stück Freiheit zurückgewinnen

Silva Glück kann nicht mehr selbst mit dem Rad fahren. Deshalb zieht sie ihr Mann Wolfram

Früher hat die Familie Glück regelmäßig am SZ-Fahrradfest teilgenommen. Damals noch mit den drei Kindern, die mittlerweile längst aus dem Haus sind. In diesem Jahr, können Silva und Wolfram Glück zum ersten Mal seit langem wieder gemeinsam auf Tour gehen. Denn so einfach wie früher, als das Paar sich gemeinsam aufs Rad schwingen und losfahren konnte, geht es schon lange nicht mehr.
 Silva Glück kann mittlerweile nur noch mithilfe ihres Rollators gehen, auch das Hören und Sprechen fallen ihr nicht mehr so leicht wie früher. Mit 40 Jahren wurde bei der heute 60-Jährigen ein sehr seltener Gendefekt diagnostiziert. „Ich habe Niemann-Pick, das tritt normalerweise nur bei Kindern auf, die dann früh sterben. Bei mir hat es dazu geführt, dass meine Gesundheit sich immer mehr verschlechtert hat“, so Silva Glück.

Da die Krankheit auch ihren Gleichgewichtssinn angegriffen hat, ist Radfahren unmöglich. Doch weil das Ehepaar Glück gerne weiterhin auf Fahrradtouren gehen will, sucht Wolfram im Internet nach einer Lösung. So wird er auf die Firma Hase aufmerksam, die einen Fahrradanhänger für Erwachsene herstellt. „Die Firma ist die einzige, bei der auch ich in den Anhängern genug Platz habe und weder selbst treten noch lenken muss“, sagt Silva Glück.

Ganze 7.000 Euro hat ihr Anhänger gekostet. Die Glücks nennen ihn liebevoll Pegasus. Seitdem das Paar sich seinen „Pegasus“ angeschafft hat, ist auch die Teilnahme am SZ-Fahrradfest wieder möglich. Die Glücks suchen sich aber ihre eigenen Strecken, die zu ihren Bedürfnissen passen. Von ihrem Haus im Müglitztal starten die beiden zunächst mit dem Auto. „Hier ist es zu hügelig, da können wir nicht fahren.“ Besonders gern ist das Paar entlang der Elbe unterwegs. Eine Tour mit vier Etappen haben die Glücks erst kürzlich absolviert. „Da sind wir in einer Etappe von Heidenau nach Pirna gefahren, dann von Pirna nach Königstein und von Königsstein nach Schönau“, erzählt Silva Glück.

Dafür wird der Anhänger einfach an dem E-Bike von Wolfram befestigt. „Ich genieße die Touren sehr. In der Natur zu sein, gefällt mir gut“, sagt seine Frau. Manchmal nimmt der 62-Jährige auch noch seinen zweijährigen Enkel Joachim mit. Dieser findet auf einem Kindersitz auf dem E-Bike Platz. Der kleine Junge wird in Zukunft sicher noch öfter mit den Großeltern auf Tour sein. „Unser Sohn und seine Freundin bauen gerade ein Haus. Deshalb ist unser Enkel am Wochenende oft bei uns. Wir passen dann auf ihn auf.“ Damit die Touren gelingen, müssen die Glücks ein bisschen mehr planen als andere Radfahrer. „Wir brauchen immer einen Parkplatz. Der Anhänger passt glücklicherweise gerade so in unseren Wagen. Das Fahrrad bringen wir auf einem Heckträger an.“ Silva Glück benötigt Hilfe, wenn sie in den Anhänger aus- oder einsteigen will. „Das macht es manchmal etwas schwer. Mir ist zudem wichtig, dass ich die Möglichkeit habe, auf der Tour eine Toilette aufzusuchen.“

Die 7.000 Euro für den Anhänger werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Dabei gibt er dem Ehepaar Glück und ein wenig Normalität zurück und hilft bei der Bewegung an der frischen Luft. „Wir konnten ihn zum Glück von unserem Er- sparten bezahlen“, verrät Silva Glück.

Welche Tour sie als Nächstes fahren möchten, wissen die Glücks noch nicht. „Vielleicht gibt es ja auf der anderen Elbseite noch eine schöne Strecke.“ Eins ist jedoch sicher, das Paar freut sich, nun wieder gemeinsam mit dem Rad mobil sein zu können.

 

Wolfram und Silva Glück sind endlich wieder gemeinsam auf Tour. 

 

Text: Angelina Sortino
Foto: privat


Zurück zur Übersicht