Die Golden Riders waren mit ihren Cruiser-Rädern beim 21. SZ-Fahrradfest unterwegs. Im Ziel gab es sogar eine Auszeichnung.

Es fehlen nur noch das laute Motorenknattern und der Geruch von Benzin. Dann könnten die Golden Riders auch als Rocker durchgehen. Aber wer will schon Raserei und dicke Lederkluft, wenn man mit dem gleichen Style-Faktor auch tiefenentspannt in die Pedale treten und sich die Sonne auf die Haut scheinen lassen kann? Für die Golden Riders jedenfalls ist die Sache klar: Nichts geht übers Fahrradfahren. Das SZ-Fahrradfest kommt den Vereinsmitgliedern da gerade recht.

Die 30-Kilometer-Route wollen sie fahren. Wobei fahren eigentlich das falsche Wort ist. „Ich radel nicht, ich cruise“, steht
auf einem Aufnäher an Dianas Weste. Cruisen, das ist Jargon und heißt so viel wie entspannt umherfahren, um gesehen zu werden. Beim Fahrradfest ist das jedenfalls kein Problem. Schon am Start fallen die aufgemotzten Fahrräder der Truppe auf. „Ich bin total begeistert“, sagt ein älterer Herr, während er sich das Rad von Ulf anguckt. Der 43-Jährige hat sein Gefährt zum Wikinger-Rad umgebaut. Am Lenker hängen ein Wikingerhelm aus braunem Leder und ein Radio, am Hinterrad sind eine Laterne und eine große Holzkiste befestigt. Ob er da seinen Motor drinnen versteckt, wird Ulf von einem anderen Fahrradfahrer gefragt. Natürlich nicht. In der Box ist Platz für Proviant und Bier. Das selbstverständlich
erst für nach der Tour. Alkoholisiert fahren die Riders nicht. Nur ein Radler geht immer. Alter Radfahrerwitz.

 
 
 
 
 
 
 

Nach dem Start lässt die Gruppe erst einmal viele Radfahrer vorbeiziehen. Sie wollen es entspannt angehen lassen. Bis zum Verpflegungspunkt auf der Festwiese in Radebeul sind es 15 Kilometer. Eine Zeitvorgabe gibt es nicht. Paula fährt vorneweg. Die 11-Jährige ist das jüngste Vereinsmitglied. Ihr erstes Cruiserrad, also ein Fahrrad mit geschwungenem Rahmen, dicken Reifen und tief sitzendem Sattel, hat sie schon mit sechs Jahren bekommen. Auf ihr Bike hat sie lilafarbene Glitzersterne geklebt. Bald soll der schwarze Rahmen in einen Cremeton umgesprüht und die Speichen
rosa werden. Was man aus seinem Fahrrad macht, kann jeder selbst entscheiden. Eine Serienfertigung fährt keiner in der Truppe. Einzelteile wie der Rahmen und die Reifen sind gekauft, den Rest bauen die Radfahrer selbst zusammen. Alles individuell – von der Pedale bis zur Klingel. Sandra, die alle Schoki nennen, hat ihren Rahmen mit Figuren aus Videospielen verschönert. Außerdem sorgt sie mit dem Lautsprecher für den musikalischen Antrieb während der Fahrt.

Schon kurz nach dem Start hat ein anderer Teilnehmer eine Panne. Die Golden Riders heben pflichtbewusst einen Arm in die Höhe. Dadurch sind die nachkommenden Radfahrer gewarnt. Dann geht es aus der Stadt hinaus auf den Elberadweg. Wer die Riders überholt, wird freundlich gegrüßt. Man merkt: Sie haben einfach Spaß am Fahren. Genau deshalb treffen sie sich einmal im Monat zu einer gemeinsamen Ausfahrt. Seit Mai dieses Jahres sind sie sogar ein gemeinnütziger Verein, weil sie anderen die Freude am Radfahren näherbringen. Jeder, der Lust hat, kann sich ihnen anschließen. Im Moment sind die Dresdner auf der Suche nach einem Vereinsraum.

Kurz vor Radebeul kommen der Truppe ein paar Wanderer mit verbissenen Gesichtern entgegen. Offenbar sind sie nicht erfreut, den Weg mit Tausenden Radlern teilen zu müssen. „Wer so guckt, fährt eindeutig zu wenig Fahrrad“, sagt René und bleibt gelassen. Er hat sich das Logo der Golden Riders auf den Oberarm tätowieren lassen. Ein bisschen kommt der Rocker halt doch durch. Nur eben in einer ungefährlichen und ganz freundlichen Version.

Beim Verpflegungspunkt gibt es erst einmal Wasser, Kuchen, Gewürzgurke und Knacker zur Stärkung. Und eine Oma darf auf einem der Cruiserräder Probe sitzen. Dann werden die Räder wieder gesattelt.

Zusammengefunden hat sich die Truppe eher zufällig. Ulf zum Beispiel hat die Cruiser irgendwann mal am Bahnhof gesehen, fand sie cool und gehört seitdem dazu. Inzwischen hat er das auffallendste Rad von allen. Sein Wikinger-Bike bekommt am Ende der Tour, nach fast drei Stunden gemütlicher Fahrt, den SZ-Preis für das originellste Fahrrad.

Mehr Bilder vom Fahrradfest gibt es hier.

Text: Nina Schirmer | Fotos: kariopress, Matthias Rietschel


Zurück zur Übersicht